TV-Gehirnsalat- und wer bereitet ihn zu?

Vorab: Vielen Dank an Biggi und ChrisTine, zwei wunderbare Einwohner meiner Facebookseite- die beiden haben das Thema für diesen Blog-Post gestiftet. Im Urtext lautet es übrigens: "Negative Beeinflussung von Menschen durch Medienkonsum und dadurch entstehende Meinungs-Rudelbildung." Wooooaaaaah. Hier in diesem Blog schreibt eine Teleshopping-Moderatorin ihre brillanten (räusper) Gedanken zu wichtigen Themen des Lebens auf, und Ihr konfrontiert mich mit deutscher Medienpolitik und Pressefreiheit?

 

DAS IST GROßARTIG. Ihr seid wirklich witzig! Und das liebe ich!!

 

Und vermutlich hat jeder geschätzte Leser meines Blogs, also auch Du, seine ganz eigene Meinung zu diesem sehr aktuellen Raunen in den HDTV-Leitungen. So auch Biggi und ChrisTine. Und gleich vorweg: Ihr alle konsumiert Fernsehen und Radio genau in dem Umfang, der für Euch ganz persönlich richtig ist. Denn wer kann wohl besser darüber entscheiden, was eine gute Nachricht, ein toller Film, eine spannende Serie oder eine hervorragend moderierte und intelligent gestaltete Homeshopping-Show ist, also ...-

Na? Genau!

DU! Schließlich ist es Dein Gehirn. Alles, was Du im Folgenden liest, ist einzig Miriams Sicht der Dinge. Ist ja auch mein Blog. 🙂

Und da wären wir am Anfang dieser Auseinandersetzung. Vor zwei Jahren war ich ein Nachrichten-Junkie. Auf dem Weg von und zur Arbeit hab ich Dauerbeschallung über WDR Info gewählt (öffentlich-rechtlich, ist klar) und jeden Tag mindestens die Überschriften einer Zeitung gelesen. Ich dachte (und so hatte ich es in meiner Schulzeit und meiner Zeit beim Hessischen Rundfunk gelernt) es sei wichtig, dass ich BESCHEID weiß, was gerade in der Welt vor sich geht. Wenn mich jemand gefragt hätte: Warum? hätte ich vermutlich sowas geantwortet wie: Na, erstens arbeite ich im weitesten Sinne beim Fernsehen und zweitens ist das doch wichtig

Wofür?


- Na, damit ich es weiß.

- Und was machst Du mit dem Wissen?

- Ich unterhalte mich mit Kollegen darüber. Zum Beispiel.

- Und was bringt das?

- Ääääh... - Na, ich muss doch Mitverantwortung übernehmen für das, was da vor unserer   Haustür passiert!

- Oh, was ist denn vor Deiner Haustüre?

- Na, nix, außer Restmüllabholung heute, aber ich kann das doch nicht ignorieren!

- Warum?

- Weil es Menschen da draußen schlecht geht!

- Und wie hilfst Du diesen Menschen?

- Äääh...

Genau diesen Dialog habe ich erlebt. Ein Bekannter ist seit vielen Jahren Nachrichtenverweigerer. Er behauptete, dass es für ihn und in seiner Welt nur Sinn machen würde, Nachrichten zu konsumieren, wenn er dann auch persönlich etwas gegen die Misstände auf der Welt unternehmen könne. Solange das nicht der Fall ist, machen ihm die vielen Meldungen Angst und er konzentriert sich nur noch mit halbem Fuß auf seine fröhlichen Kinder, seine liebevolle Frau, seine ältere Nachbarin, der er im Garten hin und wieder hilft oder seine Kollegen, die er mit witzigen Geschichten und Anekdoten an Tagen zum Lachen bringt, an denen es "heiß her geht". DORT übernimmt er Verantwortung. Sagt er. DORT bringt er gute Energie ein. Und seit er keine Nachrichten mehr hört, hat sich auf der Welt nicht viel verändert. Aber SEIN Leben hat sich verändert.

 

Das gab mir zu denken. Und wie immer bildete sich in Miri´s Gehirn so eine Art "Experimentier-Blase". Die setzt sich aus einer gehörigen Portion Neugierde und dem Drang nach Dazulernen zusammen. Ich wollte wissen, wie das ist, wenn ich mich einfach mal für vier Wochen aus dem tagespolitischen Geschehen ausklinke. Kein Fernsehen, kein Radio, keine Zeitung. Nur gute Musik von CD und wenn überhaupt dann ein sorgfältig ausgewählter, witziger oder spannender Film- unbedingt mit Happy End.

Leute, ich hab das durchgezogen. Und was soll ich sagen: Von hundert Prozent auf NULL. Ich wusste schon nach drei Tagen nicht mehr, wie das Wetter morgen sein wird, wo gerade wer wem den Krieg erklären will und was deutsche Politiker über irgendwelche Krisen erzählen. Bombenattentate, Flugzeugabstürze, Wirtschaftsweisen - ich hatte keinen Plan. Und das erste was mir auffiel war: Ich war fröhlicher. Gut, ich bin von Haus aus ein tendenziell fröhlicher Mensch, aber es gab eine spürbare Steigerung. Und ich fühlte mich entspannter. Ich hatte tatsächlich weniger Augenblicke am Tag, an denen ich dachte: Oh Gott, wenn dies und jenes passiert, was machen wir in Deutschland dann bloß (ha, ha, vor allem "wir", ich gehöre zu keiner Partei und habe politisch wirklich noch NIE irgendwo mitgemacht)? 

 

Die Ergebnisse meiner individuellen Einzelergebnis-Studie sehen wie folgt aus:

Nach einer Woche merkte ich, dass ich mehr von den Dingen, die direkt um mich herum geschahen, wahr nahm. Ich bemerkte schneller, wenn es einem Menschen, den ich traf, nicht so gut ging. Ich hörte meinen Kindern mit noch viel größerer Aufmerksamkeit zu. Ich lachte mehr. Ich fand plötzlich überall am Wegesrand schöne Begebenheiten und lernte auf der Straße zauberhafte Menschen kennen. Einfach so.

 

Ich behaupte nicht, dass das MIT Nachrichten- und Medienkonsum nicht möglich gewesen wäre. Aber ich hatte damals wirklich viel Zeit am Tag damit verbracht, über die merkwürdigen Gestalten im Dschungelcamp oder die Schreckensnachrichten aus dem Nahen Osten nachzudenken. Und zu sprechen.

 

Gute Gefühle hat mir das nicht wirklich gemacht. Die Gefühls-Range beim Sehen von Nachrichten oder Reality Soaps oder TV-Castings schwankten zwischen Ängsten (bei Nachrichten), Fremdschämen (beim Dschungelcamp) und gehässigem Zynismus (bei Casting-Shows). Ich bin da wirklich ganz ehrlich mit Dir. Nein, es war nicht witzig, wenn Menderez zum hundertsten Mal der Nation zum Fraß vorgeworfen wurde. Es war gehässiges "Oh Mann, ist der doof"- Denken. Und das ist das, was in meinem Kopf statt fand. Vielleicht war das bei Dir ein "Och, wie niedlich" oder "Der ist wirklich brillant komisch". Bei mir war es anders.

 

Natürlich gibt es bei DSDS und Co. auch mal eine Gänsehaut-Einheit. Ich habe mich allerdings ganz bewusst nach dem Hauptanteil der Gefühle gefragt, und sie waren meist negativ. Und irre, dass Medien im Stande waren, all diese Gefühle in mir zu triggern. "Gefühlsverschwendung", dachte ich. Und das war für mich erst mal harte Kost.

 

Gleichzeitig merkte ich auch, dass der vollständige Verzicht darauf und das sehr bewusste Entscheiden für die wahre Welt um mich herum dazu führten, dass ich mehr gute Gespräche hatte. Dass ich mehr Menschen zum Lachen brachte (inklusive mich selbst), dass ich irgendwie durch den Tag hindurch besser "drauf" war. Ich beschloss also im November 2013, dass ich es beibehalte. Das mit dem Verzicht.

 

Ich weiß, dass das für den einen oder anderen da draußen schräg klingt. Ich habe mich schlichtweg dazu entschieden. Ich beschäftige mich mit den Menschen und Dingen, denen ich tatsächlich behilflich sein kann. Die WIRKLICH vor meiner Haustüre stattfinden. Ich überlasse es keinem Journalisten, dessen Namen ich noch nicht einmal kenne, mehr, die Zutaten für meinen "Gehirnsalat" zusammen zu stellen. ICH entscheide, was in meinen Kopf hinein kommt. Und auch, was nicht. Und da ich aufgrund jahrhundertelanger Gehirnforschung einiger berühmter Biologen, Ärzte und Neurologen annehmen darf, dass ich nur ein einziges Gehirn für dieses Leben zur Verfügung habe, hab ich Lust, es mit extrem guten Stoff zu füttern.

 

Ich besuche seither Menschen, die in meinen Augen tolle Sachen können, die ich auch lernen will. Ich konsumiere schöne, entspannende und fröhliche Musik. Ich schaue selten Filme und wenn, dann deutlich ausgewählte - immer mit einem Happy End. Das macht glücklich🙂. Und es hat sich durch meinen Verzicht auf Nachrichten nichts geändert, außer, dass es mir besser geht. Und dass ich weniger Angst generiere. Und dadurch kraftvoller zupacke, wenn es darum geht, hier vor meiner Nase etwas Gutes zu tun.

 

Ich bleibe in diesem Text ganz deutlich bei mir, weil jeder Mensch die "Pressefreiheit" und die "Informationsmöglichkeiten" in unserer Welt selbst für sich auswählt- die Zutaten für seinen Kopfsalat. Oder die Menschen, die für ihn diese Zutaten zusammentragen. Das sind klar Politiker, Journalisten, TV- und Radiochefredakteure und - auch Moderatoren. Und ja, zu denen gehöre ich. Und Du darfst meine Sendungen gerne sehr wach verfolgen, und auf einige Dinge in meinen Inhalten und meiner Sprechweise hören.

 

Und immer mehr Menschen, die unseren Newsletter lesen und unseren podcast hören fragen mich, was ich da genau mache. Weil ihnen auffällt, dass ich ihnen Inhalte vermittle - ohne mich dabei zynisch, beängstigend oder gar drohend zu verhalten. 

Und deshalb buchen viele dieser Menschen unseren NLP Practitioner Kurs. Weil sie plötzlich verstehen, dass es sehr wichtig sein kann, wie bewusst sie Essen, Trinken und Informationen auswählen, die sie in ihren Körper (ja, unser Gehirn ist auch Teil unseres Körpers) hineinlassen.


So heftig es klingen mag:

Jedes Buch, das Du liest, jede Fernsehsendung, die Du schaust, jede Geschichte, die Dir ein Mensch erzählt und auch jede Tagesschau-Sendung, die Du konsumierst, lösen eine Reihe von biochemischen Impulsen in Deinem neuronalen Netz aus. Und diese wiederum veranlassen eine Hormonausschüttung. Und diese spätestens bemerkst Du, wenn Du Dich über einen Film ärgerst, Dich gruselst, ängstigst oder auch einfach mitfühlst und mitlachst.

Und ja, nach einer tollkühnen Komödie geht es Dir anders, als nach einem Kettensäger-Splatter-Horrorfilm. Das tolle ist beim Fernsehen (und beim Auswählen der Zeitungen und Bücher, die Du konsumierst), dass Du Dir die Hormoninjektion aussuchen darfst, die Du dann erfährst.

 

Ja, in unseren Trainings lernen die Teilnehmer eine Menge darüber, wie unser menschliches Gehirn arbeitet und wie sensibel es natürlicherweise auf Fernsehsendungen oder auch Kommunikation reagiert - und wie abgestumpft es bei manchen Menschen schon sein kann.

 

Ich habe vor einigen Monaten mit einer Medizinerin aus den Staaten sprechen dürfen. Sie forscht im Bereich der Gehirnentwicklung und sagte mir etwas sehr spannendes:

Ein normal funktionierendes, menschliches Gehirn - so wie es mit uns allen auf die Welt gekommen ist, also messbar bei Kleinkindern und Säuglingen - würde beinahe die kompletten 15 Minuten der Tagesschau durch weinen. Ja, Du liest richtig. Das sagte sie mir. Das wäre die natürliche Reaktion. Das Weinen würde frühestens beim Sport aufhören. Gut - ich bin Eintracht Frankfurt Fan, bei mir würde es oft auch hier noch anhalten - und Du verstehst sicher, auf was ich hinaus will.

 

Wenn ich über die vergangenen Jahrzehnte nachdenke - joa, ich war sogar stolz darauf, dass mich schlimmste Meldungen und Bilder aus aller Welt ziemlich kalt ließen und dachte: Ich kann das aushalten, ansehen und ignorieren.

Huuuuh - die Nachricht der Medizinerin und Forscherin traf mich wie ein Blitz der Erkenntnis. Ich hatte mich schlichtweg abgestumpft. Mit seeehr viel kommunikativem Müll. Nachrichten waren nur ein Teil davon. Und hey, nochmal: Ich spreche ausschließlich von MIR. Denn ich weiß, dass wir alle irgendwann in unserer Kindheit lernen, wie wichtig diese Nachrichten sind.

Und aus.

 

Wer sich für mehr Bewusstsein darüber entscheidet, was er oder sie in den nächsten Wochen geplanterweise konsumiert, lässt sich auf jeden Fall auf ein spannendes Experiment mit seinem Gehirn ein. Es ist ja vollkommen legitim, es einmal auszuprobieren und dann neu zu entscheiden, wie viel oder wenig Nachrichten- und Horrormaterial wieder in sein Leben Einzug halten darf. Vorhanden ist es ja weiterhin. ;-)

 

Eins sei noch gesagt: ChrisTine fragte, wie sie ihre Kinder vor all dem Medienwust schützen könne. Zum einen stellte ich ihr die Frage:

 

Wie schützt Du Dich denn selbst?

 

Denn dann ist klar, wie das mit Deinen Kindern auch funktionieren würde. Und zum anderen zwei Tipps:

 

1. Lebe Deinen Kindern konsequent vor, was Du von ihnen erwartest. Meine Kinder sehen meinen Lebensgefährten und mich häufig am Tag aufs Smartphone schauen und SMS lesen oder Mails beantworten. Ich erwarte nicht, dass sie bis sie 18 sind, kein solches Gerät benutzen wollen. 😉 Sie sehen uns allerdings auch nie vor der Gloze sitzen. Nicht einmal abends. Wir reden oder planen Seminare oder philosophieren oder probieren neue Spiele aus -  analoge Spiele! Mit Karten und Würfeln und dem ganzen Spaß. Wir lieben nämlich Spiele. Und da hat jeder Erwachsene eigene Vorlieben für die Abendgestaltung😉.

 

2. Wird von außen Medienkonsum an die Kinder heran getragen (z.B. in der Schule): Entspann Dich. In einem liebevollen Elternhaus mit viel kreativem Input und Fröhlichkeit wachsen starke Kinder heran. So sehr, wie Du Dich auf Dich verlassen kannst, so sehr kannst Du Dich auch auf Deine Kinder verlassen. Sie haben es ja von Dir gelernt. Und wenn sie mich auf aktuelles Tagesgeschehen ansprechen (was selten vorkommt, sie wissen ja, dass ich keine Nachrichten schaue), dann sage ich ihnen ehrlich meine Meinung dazu. Und wechsele relativ schnell das Thema. Dann leuchten ihre Augen auch wieder und wir sprechen eine halbe Stunde lang über das Tipi im Wald, das sie gebaut haben.

 

Vielen Dank für´s Lesen.

 

Und viel Freude beim Anrichten Deines Kopfsalats. Der kann so gesund sein🙂

 

Miri